Livius

Livius
Livius,
 
Titus, römischer Geschichtsschreiber, * Patavium (heute Padua) 59 (?) v. Chr., ✝ ebenda 17 n. Chr.; lebte lange Zeit in Rom und war dort u. a. Lehrer des späteren Kaisers Claudius. Livius hat in den 142 Büchern seines Werks »Ab urbe condita libri« die römische Geschichte von der Gründung der Stadt (753 v. Chr.) bis zum Tod des Drusus (9 v. Chr.) dargestellt. Erhalten sind nur die Bücher 1-10 (bis 293 v. Chr.) und 21-45 (218-167 v. Chr.; ab Buch 41 lückenhaft). Einen Überblick geben im Altertum gemachte Auszüge (Periochae) aller Bücher.
 
Livius hat die Geschichtsschreibung der republikanischen Zeit fortgeführt und zum Abschluss gebracht. Er übernahm von ihr die annalistische Form (Annalen) sowie weitgehend die Inhalte. Neben den Autoren der jüngeren Annalistik benutzte er v. a. die Monographie des Coelius Antipater und das Werk des Polybios. Livius war kein Forscher, sondern nahm die Aufzeichnungen der Überlieferung trotz gelegentlicher Kritik im Allgemeinen für historische Wahrheit; so hat er besonders in den ersten zehn Büchern vieles gebracht, was heute von der kritischen Forschung verworfen wird. Livius muss v. a. als Schriftsteller gewürdigt werden, der durch seine Darstellung die Vergangenheit lebendig machen wollte. Sein an Cicero geschulter Stil erreichte in der dramatischen Schilderung einzelner Aktionen (Schlachten, Versammlungen u. a.) seinen Höhepunkt. Livius idealisierte besonders die Frühzeit und sah die Spätrepublik als eine Zeit des Verfalls. Von Augustus, der ihn förderte, erwartete er eine Wiederherstellung der alten Republik und begrüßte dessen Politik der religiösen Erneuerung. Mit seinem Werk hat Livius bereits im Altertum, dann von der Renaissance bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts das Bild der römischen Geschichte wesentlich mitbestimmt.
 
Ausgaben: Periochae. .., herausgegeben von O. Rossbach (1910); Ab urbe condita, herausgegeben von R. S. Conway und anderen, 5 Bände (1914-65, Nachdruck 1961-67); Ab urbe condita libri, bearbeitet von W. Weissenborn und anderen, 10 Bände (4-141965-80; mit Kommentar).
 
Römische Geschichte, herausgegeben von H. J. Hillen, auf 11 Bände berechnet (1-31974 folgende); Tito Livio e le istituzioni giuridiche e politiche dei Romani, herausgegeben von L. Labruna (1984).
 
 
J. Briscoe: A commentary on Livy, 2 Bde. (Oxford 1973-81);
 H. Tränkle: L. u. Polybios (Basel 1977);
 W. J. Bingham: A study of Livian »Periochae« and their relation to Livy's »Ab urbe condita« (Diss. Urbana, Ill., 1978);
 R. M. Ogilvie: A commentary on Livy, books 1-5 (Neuausg. Oxford 1978);
 
Aufstieg u. Niedergang der Röm. Welt, hg. v. H. Temporini u. a., Tl. 2, Bd. 30, 2 (1982);
 
Wege zu L., hg. v. E. Burck (31987);
 R. von Haehling: Zeitbezüge des T. L. in der ersten Dekade seines Geschichtswerkes (1989);
 E. Burck: Das Geschichtswerk des T. L. (1992).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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